“Bird Strike”
Michael Strasser
Für seine Präsentation im Kunstfenster verwendet Michael Strasser bestehende keramische Figuren die er recycelt, dekonstruiert und neu zusammensetzt.
Der deformierte Kakadu auf einem Sockel als Möbelzitat verweist auf die Sucht nach dem „weißen Gold“, die im 18. Jahrhundert galant auch als ‘maladie de porcelaine’ umschrieben wurde. Porzellan war kostbare und fragile Handelsware aus dem „Fernen Osten“ und seine Herstellung zu nächst in Europa unbekannt. Nach wie vor wird vieles aus China importiert, längst nicht mehr nur als Luxusgut. Doch den Preis für diesen günstigen Konsum in Europa bezahlen prekär existierende Arbeitskräfte in den so genannten Billiglohnländern. Die Porzellan Figur des deformierten Vogels erinnert an die Sehnsucht nach einem letztendlich zerbrechlichen Luxus und an die zerstörerrische Wirkung eines maßlosen Konsums, der an die Erfüllung von Wünschen immer nur neues Begehren treten lässt.
Strassers Werke sind das Ergebnis eines Prozesses, den sie gleichermaßen abbilden, darstellen und dokumentieren: Sie basieren auf dialogischer Auseinandersetzung, Interaktion und dem Herstellen unmittelbarer Beziehungen. Diese Arbeitsweise findet sich schon in frühen Arbeiten wie auch in seiner aktuellen Beschäftigung mit experimentellen Formen der Malerei.
Dekonstruktion und Intervention sind zentrale Methoden der künstlerischen Forschung in Strassers Oeuvre und formale, strukturelle oder intellektuelle Analysen sind Voraussetzungen dieser dekonstruktivistischen Praxis, die auf tieferes Verständnis — von Strukturen, Beziehungen, Zusammenhängen — letztendlich auf Erkenntnisgewinn ausgerichtet ist. Das Motiv des Ruinösen, Kaputten, Zweigeteilten findet sich häufig in Strassers Werk, genauso wie seine Strategie der Aufwertung und Neubewertung — bis hin zum Versuch der »Heilung« dieses Zustandes durch ästhetische Transformation.
Termine:
Sonntag 4. August
17:00 Eröffnung
18:00 Waldkonzert bei Schloss Poppendorf
Kunstfenster Gnas
Das Kunstfenster Gnas ist ein winziger Kunstraum im Schaufenster, ein Cube von zwei mal zwei Meter und einem Meter Tiefe. Ein klar definierten Raum im Ortskern, der zu jeder Tages und Nachtzeit besucht werden kann und alle drei Monate neu bespielt wird. Eine Ortsbelebung die sich dem grassierenden Geschäfts-Leerstand mit den Mitteln der Kunst entgegenstellt.
Seit August 2019 kuratiert Michaela Leutzendorff Pakesch in der Marktgemeinde Gnas Ausstellungen, die in ihrem Anspruch weit über die Region hinaus gehen.